
Irgendwann hat mal jemand beschlossen, dass man in Zeichnungen dieses Internet immer als Wolke darstellen müsse. Wer auch immer das war, er ist sehr wahrscheinlich schuld daran, dass irgendwann ein anderer auf die glorreiche Idee kam, dass man doch die ganzen Server und Rechenzentren, in denen irgendwelche Dienste für Nutzer laufen einfach als „Cloud“, eben als Wolke bezeichnen könne. Und fertig war ein toller Marketingbegriff.
Schließlich lässt sich ein „Verlagern Sie ihre IT in die Cloud“ viel besser verkaufen als ein „Lassen Sie doch alles einfach im Internet laufen“. Immerhin gilt dieses „Internet“ immer noch irgendwie als schmuddelig und gefährlich. Aber so ein Wölkchen wie es immer auf Flip-Charts gemalt wird ist klein, niedlich und so schön strahlend weiss. Die tut nichts böses. Aber worauf ich eigentlich hinaus will: Alles, was wir heute so als „Cloud-Dienste“ kennen und nutzen sind nichts anderes als ein paar (ein paar viele) Zeilen Code, die auf Rechnern laufen, die per Internet erreichbar sind. Und grundsätzlich kann jeder Rechner mit Verbindung ins Internet solche Dienste anbieten.
Natürlich läuft ein Dienst wie zum Beispiel Dropbox nicht auf einem einzelnen Server unter dem Schreibtisch irgendeines Nerds, das ist bei der Userzahl auch gar nicht mehr möglich. Aber warum sollte eine persönliche Dateiablage nicht auf so einem Rechner laufen? Prism, Tempora, NSA, BND… die offenbar allumfassende Überwachung unserer Aktivitäten und Daten im Netz hat ein paar Menschen ein wenig verunsichert und diese haben dann die Frage gestellt, warum man eigentlich die ganzen Daten zu Google, Amazon oder Apple schubst, ob das nicht auch anders ginge?
Klar geht das. Man kann die Anbieter wechseln, zum Beispiel zu europäischen Firmen wechseln, die entsprechenden Datenschutzbestimmungen unterworfen sind. Man kann sich einen eigenen Server bei einem Anbieter mieten oder aber auch gleich alles auf einem Server daheim selbst machen. Da hat man dann beinahe 100% Kontrolle darüber, was auf der Maschine läuft und wer da ran kommt. In den letzten Wochen hatte ich mich ein wenig mit der Frage beschäftigt, wie man eine eigene „Cloud“ auf einem Mietserver zusammen bauen kann. Das ergab sich einfach aus der Situation, dass so ein vServer nicht viel kostet, schnell zu haben ist und dank Plesk viele Konfigurationsarbeiten auch für Menschen ohne technischen Background zu erledigen sind. Mit dem Projekt bin ich bei weitem noch nicht soweit, dass es für ein einfaches How-To reicht, aber immerhin: Webserver, Mail, Chat, Adressbuch, Kalender und Dateiablage auf einem gemieteten Server in Deutschland, alle Transportwege mit offenen Standard-Protokollen, die verschlüsselt sind. Ist ja schon mal ein guter Anfang.
Und jetzt werden wir hier den nächsten Schritt starten: Kein gemieteter Server, sondern eine Maschine in den eigenen vier Wänden soll zur persönlichen Cloud aufgerüstet werden. Das ist durchaus möglich, auch wenn es hier natürlich ein paar Fallen gibt, angefangen bei der verfügbaren Bandbreite des eigenen Internet-Zugangs bis zur Frage wie man von einem Mailserver mit dynamischer IP Mails an anderer Server zustellt, die Mails direkt von solchen IPs gerne mal grundsätzlich als potentiellen SPAM abweisen.
Aber wenn es einfach wäre, dann könnte es ja auch jeder. Bevor wir nun damit starten würde uns natürlich interessieren, welche Dienste Euch zum Beispiel am wichtigsten sind. Oder ob Ihr so einen Server eher alleine oder innerhalb einer kleinen Gruppe nutzen würdet? Und überhaupt alles, was Euch dazu noch einfällt, auch konkrete Software-Ideen oder Hinweise von allen, die sich so eine Personal Cloud bereits selbst zusammen gebaut haben interessieren uns. Und vielleicht schaffen wir es am Ende wirklich eine Anleitung zusammen zu stellen, mit der es dann wirklich jeder schaffen kann, sich eine eigene Cloud zu basteln.
Immerhin tun wir damit doch genau das, was IM Friedrich uns vorgeschlagen hat: Wir schützen uns selbst vor der Überwachung durch Geheimdienste und Firmen, egal ob aus dem In- oder Ausland.