Quantcast
Channel: NSA – BASIC thinking
Viewing all articles
Browse latest Browse all 119

Prism Break: Unsere wöchentliche Enthüllung gebt uns heute

$
0
0
NSA Yes we scan

Die Reihe der NSA-Enthüllungen, die Edward Snowden angestossen hatte folgt der klassischen Dramaturgie einer Fernseh-Serie. Diese Feststellung und einen Serienguide für die erste Staffel hat Richard Gutjahr letzte Woche gebracht. Bei den neusten Enthüllungen über die Abhöraktivitäten des „Wir überwachen alles“-Dienstes NSA bleibt vielleicht nur noch die Frage, ob wir uns noch in der ersten Staffel befinden oder ob das der erste Kracher der zweiten Staffel ist?

Laut dem Spiegel hat die NSA also auch die UN abgehört, obwohl genau das durch entsprechende Vereinbarungen der Staaten untereinander ausgeschlossen wird. Natürlich hat man das untersagt, wie soll schließlich die internationale Zusammenarbeit unter dem Dach der Vereinten Nationen funktionieren, wenn die Diplomaten hier ständig Angst vor gegenseitiger Bespitzelung haben müssen?

Natürlich wird keiner ernsthaft davon ausgehen, dass sich die UN-Diplomaten blind auf diese Vereinbarung verlassen haben, aber bis vor wenigen Wochen hätte doch kaum jemand damit gerechnet, dass ausgerechnet die USA zu denen gehören, die dieses Abkommen einfach ignorieren. So ist es dem Spiegel auch nur eine Zeile wert, dass die NSA ihre Kollegen aus China bei der Bespitzelung der Vereinten Nationen erwischt hatten. Und was hat die NSA getan? Klar, sie haben einfach abgeschnorchelt, was ihre Kollegen aus dem Reich der Mitte so eingesammelt haben.

Logisch, aufdecken konnten sie ja schlecht, dass sie bei ihren illegalen Abhöraktionen gegen die Vereinten Nationen andere Lauscher entdeckt haben. Und es ist ja für einen Geheimdienst durchaus von Vorteil zu wissen, was ein anderer Geheimdienst so alles erschnüffelt. Wenn man diese Wege mal kennt, lassen sich dem Gegner auf diesem Weg sicher auch unauffällig ein paar Falschinformationen unterschieben. Aber das ist nur Spekulation (bis jetzt).

Und unsere Bundesregierung? Wie immer, keine Erkenntnisse. Egal was die von Snowden kopierten Dokumente so nach und nach enthüllen, unsere Regierung beschwichtigt, verharmlost und wirft Kritikern dieser globalen Totalüberwachung einfach pauschal Anti-Amerikanismus vor. Außerdem ist man in Berlin wohl etwas genervt von den ständigen Enthüllungen und Nachfragen, schließlich haben sowohl Kanzleramtsminister Pofalla als auch IM Friedrich die ganze Angelegenheit für beendet erklärt. Aber – um mal um TV-Serien-Bild zu bleiben – die Einschaltquoten sind einfach zu gut, als dass mit einem vorzeitigen Ende dieser Serie zu rechnen wäre.

prism obama prismbreak1 605x390 Prism Break: Unsere wöchentliche Enthüllung gebt uns heute

Prism Break – Schon in der zweiten Staffel?

Es gibt dabei übrigens auch nette kleine Nebenplots, wie „LOVEINT“. So bezeichnen Mitarbeiter der NSA intern Fälle, in denen ihre Kollegen die Ressourcen des „Nationalen Schnüffel Amts“ für die Bespitzelung der eigenen Lebens- und Ehe-Partner missbrauchten. Es soll zwar im vergangene Jahrzehnt nur „schätzungsweise eine Handvoll solcher Fälle gegeben“ haben, aber für einen eigenen Spitznamen hat es gereicht.

Derweil erklärt uns Deutschlands wohl bekanntester hauptberuflicher Datenschützer Thilo Weichert, der dann und wann gerne auch mal Daten gegen den Willen ihrer Erzeuger schützen will, dass gegen diese ganzen Schnüffeleien von Geheimdiensten und Unternehmen am Ende doch nur Datensparsamkeit und die Verwendung deutscher bzw. europäischer Anbieter nütze. Datensparsamkeit klingt zwar ganz nett, aber es kann doch – um das mal zu übertragen  - nicht die Lösung sein, nicht mehr auf die Strasse zu gehen, weil sich dort düstere Gestalten rumtreiben. Und das Problem der Schnüffelei von NSA, CIA, GCHQ usw. ist ja nicht, dass sie in den Daten rumwühlen, die wir freiwillig preis geben, sondern in unserer privaten Kommunikation, in Daten und Informationen, die wir eben nicht freiwillig veröffentlichen.

Weil es gerade passt: Es gab auf die Einleitung zu unserem „Wir bauen uns eine eigene Cloud“-Plan recht viel Feedback – einiges davon per verschlüsselter eMail :) – und darin waren viele Denkanstösse, die wir gerne aufgreifen. Ein Missverständnis möchte ich aber gleich ausräumen: Wir wollen und können keine 100% abhörsichere Lösung bauen und präsentieren. Denn vollständige Sicherheit wird man nie gewinnen. Wir wollen aber ins Gedächtnis rufen, dass das Internet dezentral aufgebaut ist, es gibt keinen Zwang für die Nutzung der Dienste einiger weniger Anbieter. Es gibt offene Protokolle und Standards, die es erlauben die Kommunikation über so viele Server laufen zu lassen, dass es immer „teurer“ wird, diese gesammelt zu überwachen. Es ist für einen Geheimdienst natürlich einfacher und billiger, wenn sie (nur geraten) auf 1 Millionen Postfächer zugreifen können, indem sie drei Firmen (z.B. Google, Apple und Yahoo) zur Zusammenarbeit überreden, als wenn sie dafür 250.000 Server (ob vServer oder Rootserver) anzapfen müssen, die bei 1.500 Providern weltweit stehen und verschlüsselt untereinander kommunizieren.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 119